Eine besondere Orgel-Tradition
St. Nikolai war schon immer eine Kirche, an der Orgel-Musik eine große Bedeutung hatte
Friedrich Chrysander schreibt über Hamburgs Bedeutung als Musik-Stadt am Ende des 17. Jahrhunderts: „… in keiner freien Reichsstadt hatte die Musik so festen Fuß gefasst als in Hamburg. es hieß allgemein: von dem, was Deutschland an Poeten, Musikern und Sängern besitzt, sind die sinnreichsten, geschicktesten und trefflichsten in Hamburg beisammen; wer seine Sache versteht, findet dort am leichtesten Brot und Beachtung. Wer in der Musik etwas Außergewöhnliches hören will, komme nach Hamburg.“
Von besonderer Bedeutung und Qualität war dabei der Bestand an Groß-Orgeln in den Hamburger Hauptkirchen und die Innovationskraft, die von den Erbauern dieser Instrumente ausging: In diesem Jahrhundert bildete sich jener barocke Orgelprospekt aus, der als sog. „Hamburger Prospekt“ die Hochblüte der norddeutschen Orgelschule schlechterdings ausmacht.
St. Nikolai spielte eine besondere, visionäre Rolle
Der Kirchenvorstand von St. Nikolai setzte 1682 dieser Entwicklung die Krone auf, indem er den damals noch jungen Stader Orgelbaumeister Arp Schnitger mit dem Bau einer neuen Orgel in der Hauptkirche St. Nikolai beauftragte. Die Weitsicht der Kirchenvorsteher von St. Nikolai gab dem jungen Genie Arp Schnitger die Gelegenheit, das größte und prachtvollste Instrument Deutschlands, ja vermutlich die damals größte Orgel der Welt zu errichten. Das fulminante Instrument zog bedeutende Organisten an und St. Nikolai verpflichtete den damals bedeutendsten Organisten der Zeit, Vincent Lübeck, an dieses Instrument seines Freundes Arp Schnitger für viele Jahrzehnte.
Auch nach dem Hamburger Brand von 1842, dem St. Nikolai und seine Schnitger-Orgel komplett zum Opfer fielen, wurde 1890 in der neugotischen Kirche von St. Nikolai wieder ein wegweisendes Instrument des hoch angesehenen Orgelmeisters Ernst Röver erbaut. Diese Orgel mit 101 Registern auf 3 Manualen, ebenso das größte Werk Rövers und eines der größten am Ende des 19. Jahrhunderts, wurde im 2. Weltkrieg zerstört.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Hauptkirche St. Nikolai 1956 an den Klosterstern im Stadtteil Harvestehude verlegt. Für die 1962 dort eingeweihte neue Hauptkirche St. Nikolai wurde eine innovative Orgel bei Willi Peter (Köln) in Auftrag gegeben.
St. Nikolai: Innovativ seit dem 17. Jahrhundert
1687: Arp Schnitgers größte Orgel
1891: Ernst Rövers größte Orgel
1962: Willi Peter Orgel (Beauftragung)